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Undefinierbare ferladungsgeeignete Objektens

Ideen: Erik Meltzer
Umsetzung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Teil 1: Gut geplant ist halb verladen

Was mag nur unter der Plane sein?
Bild 1: Der Klassiker: Undefinierbares Etwas unter Planen

"Und was soll daran neu sein?", so fragt der Leser mit Recht. Gemach! Entscheidend ist hier das Material der Plane; diesen Tip hab ich noch nirgendwo anders gesehen.

Das Problem mit den herkömmlichen Methoden ist, daß Papier, Zellstoff etc. entweder zu steif oder zu faserig sind, Alufolie hingegen sich nicht dauerhaft lackieren läßt und es ihr an Formstabilität mangelt.

Hab ich was vergessen?

PS-Folie und 'ne Tiefziehanlage vielleicht. Es geht aber auch billiger.

Das von mir für den obigen (noch nicht ganz fertigen) SS 15 verwendete Zeug heißt "Cinefoil" und ist eine beidseitig mattschwarz beschichtete, 0,5 mm starke Alufolie, die ich bei Modulor <http://www.modulor.de/> gefunden habe (die haben auch andere schöne Sachen für Modellbahnbastler!). Ich zitiere einfach mal aus deren Katalog:

Wie der Name dezent andeutet, handelt es sich bei Cinefoil um ein Spezialprodukt für die Beleuchtung bei Film und Fotografie. Die dünne und weiche Folie ist als Anti-Reflex-Material bei der Ausleuchtung des Sets gedacht; ihre lichtschluckende Eigenschaft kann man sich selbstverständlich auch für alle anderen (Licht-) Gestaltungszwecke zu Nutze machen.

Für uns interessant sind zwei andere Eigenschaften: die relativ gute Formstabilität (den oben gezeigten SS 15 kann man problemlos an der Ladung anheben, ohne daß sie nachgibt) und die hervorragende Haftung von Lack auf ihrer mattschwarzen Oberfläche. Letztere kann man auch mit dem Fingernagel nicht abkratzen; auch die Lackierung hält dem Kratztest stand, und selbst wenn nicht: mattschwarze Stellen funkeln nicht so ins Auge.

30 mal 50 Zentimeter Cinefoil kosten bei Modulor 4,35 DM. Für den SS 15 habe ich inkl. Probierstückchen nicht mal ein Zehntel davon gebraucht. Wer an das Zeug nicht rankommt und bei Modulor nicht ordern mag (Filialen haben sie in Berlin und Braunschweig), der kann mir auch Briefmarken oder einen 5-Mark-Schein schicken und erhält einen Brief mit der entsprechenden Menge Cinefoil (abzgl. Porto natürlich) von mir per Post. Meine Adresse gibt's per E-Mail.

Das Bauen der Ladung ist simpel: irgendwas auf den Wagen kleben, Folie drüberknittern, verkleben, lackieren, verzurren, fertig. Unter der Folie auf meinem SS 15 ist ein Teil der Verpackung eines Willys Jeep (Militärversion) von Roco. (Der Jeep und ein paar Verwandte von ihm kommen ein andermal zu Web-Ehren.)

Vielleicht noch ein paar Tips zur Fehlervermeidung:

  1. Erst zuschneiden, dann drüberknittern. Beim Vorbild schneiden sie die Planen auch nicht passend. Wenn die Plane länger ist als das Ladegut, liegt sie an den Enden desselben halt glatt auf dem Wagenboden; wenn sie breiter ist, muß man sie eben raffen. Und wenn sie zu klein ist, braucht man halt mehrere – bei meinem Wagen sind's vier Stücke zu je 6,5×5,5 Zentimetern.
  2. Nicht zu dick Farbe draufschmieren. Faustregel: wenn die erste Schicht deckt, ist die Farbe zu dickflüssig. Wir wollen ja gerade die scharfen Kanten und Falten haben!
  3. Nicht drüberaltern. Überpinseln mit verdünntem Mattschwarz, das dann in die Ritzen kriecht: bitte nicht! Die Planen werden beim Verladen recht sauber gewesen sein, und wieviele tausend Kilometer wird's dauern, bis das so aussieht, als habe es Jahre im Freien verbracht? Allenfalls ein Hauch Ruß oder Bremsstaub aus der Airbrush wäre erwägenswert. Mein Wagen ist jedenfalls "gerade eben" beladen worden.

Teil 2: U 65712 oder "Hauptsache Du hast 'ne Ausrede"

Ford-Flughafenschlepper auf Roco-X 05 mit Bremserhaus
Bild 2: Der X-Wagen ist ein Roco-Umbau, das Ladegut ist... ist... nun ja... äh...

Mein guter Freund Frank Lambrecht baute gerade irgendein Kampfflugzeugmodell in 1:72 zusammen, als mir die demselben beigegebenen Teile eines Flugfeldschleppers in die Finger kamen. "Brauchste den?" – "Nimm mit."

Die verräterischen Teile und die undetaillierten habe ich weggeruppt oder gar nicht erst drangebaut. Stattdessen kamen zum Einbau: der Fahrersitz eines Herpa-Porsche Turbo, ein Rundumlicht von Roco auf 'ner Stecknadel, ein Weinert-Lenkrad, ein Brawa-Feuerlöscher (von der Köf II), ein Benzinkanister von wasweißichwem, der Kopf der genannten Stecknadel als Kühlerverschluß und ein paar selbstgefrokelte Hebel und Pedale aus Draht und Papier. Gelb lackiert, hinten groß "F O R D" mit Anreibebuchstaben draufgeschrieben, und... hmmm. Irgendwas fehlt noch. Die Seite der Haube sieht so leer aus.

Und dann fiel mir ein Bogen US-Kennzeichen von Herpa in die Finger. Seitdem heißt das Gerät "Ford U65712"; "U" für "universal", 65 ist die Leistung in bhp und 712 der Hubraum in cui (niedrigverdichteter Industrie-V 8 eben, der läuft auch fast mit Wasser...).

Das ist zumindest die Erklärung für Puristen, die behaupten, sowas noch nie gesehen zu haben. Bis jetzt hat's jeder geglaubt (oder doch zumindest Ruhe gegeben). Womit bewiesen wäre, was ich eingangs schrieb: Hauptsache, Du hast 'ne Ausrede...

Teil 3: Augen auf im Kunstunterricht

Wo's grad so schön ist, gleich noch eins meiner Frühwerke:

Om-Wagen mit eigenwilligem Ladegut
Bild 3: Zwei Roco-Om 21, beladen mit Generatorgehäusen aus Alu oder sowas Ähnlichem. Kurzkupplungen und richtige Puffer kommen noch

Generatorgehäuse aus Alu. Durchmesser knapp 70, Länge gut 215 Zentimeter, mit verrippter Außenwand wegen der Kühlung. Hier noch als Rohgußteile, Stückgewicht gut 300 Kilo, grau grundiert, also nicht witterungsempfindlich. 66 Stück, verladen auf zwei Om-Wagen, macht 11 Tonnen für jeden (ein R-Wagen hätte nicht gereicht). Unterwegs von der Gießerei zur Maschinenfabrik, die den Auftrag gab.

In Wahrheit sind das bloß ein paar Filzstiftkappen von diesen "dick+dünn"-Stiften, von denen wohl jeder von uns als Kind ein paar Packungen verschlissen hat, weil der rote immer als erster alle war. Man wühle in den eigenen Hinterlassenschaften oder überfalle das Zimmer des Nachwuchses; auch ein Neukauf kommt in Frage (25 Stifte, also 50 Kappen – wie praktisch – kosten bestimmt immer noch keine 10 Mark). Die Ausrede gibt's umsonst.

Fortsetzung folgt... irgendwann mal.


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Zuletzt bearbeitet am 21. Oktober 2000