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Super Anlagen: "Unter Draht"

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Bücherbrett"

Besprechung: Andreas Lange <rbd-breslau@modellbahnfrokler.de>

EJ Super Anlagen: "Unter Draht" Vorbildlicher Ellok-Betrieb in Epoche II und III, Fürstenfeldbruck (Eisenbahn Journal) 2005.

Cover

Inhalt

Aus der Reihe "Super-Anlagen" des Eisenbahn-Journals erschien in 1. Halbjahr 2005 das Heft "Unter Draht". Der vielversprechende Untertitel "Vorbildlicher Ellokbetrieb in Epoche II und III" hatte auf mich durchaus anziehende Wirkung, meine Bereitschaft, mehr über meine Spezialrichtung Modellfahrleitungen zu erfahren, ließ mich die Werbung in der MIBA 7/2005, S 44 genauer lesen: "...zwei echte Super-Anlagen..., ...mehrjährige Filigranarbeit..., ...perfekten Fahrdrahtführung..., ... elektrische Traktion vom Feinsten...", usw, usf. Daß in der Werbung nur von Fahrleitung, nicht von Oberleitung (so heißt das bei der Straßenbahn) gesprochen wurde, ließ mich leichtsinnig werden und das Heft für stolze 13,70 Euro erwerben.
Helge Scholz führt in das Thema ein und benutzt bei der Beschreibung der Anlagen Formulierungen wie

die in mir als Leser Erwartungen wecken. "Ein, so hoffen wir, begeisterndes Echo werden die Arbeiten unserer beiden Autoren wohl auch bei Ihnen [...] finden." Nicht daß ich mich jetzt frage, wen denn mein Echo begeistern soll, aber gut: Natürlich steht es jedem Modellbahner frei, seine Anlage so zu gestalten, wie er es möchte oder vermag. Ich bin hier auch nicht angetreten, um die Arbeiten der beiden Modellbahner zu kritisieren, bei der österreichischen Fahrleitung fiele mir das auch mangels Detailwissen schwer, vielmehr geht es um die Art der Präsentation.
Aber im Einzelnen:

Vorgestellt wird eine Anlage mit österreichischem Thema, Grenzbahnhof zur DB in Epoche III. Nette Bilder, Fahrleitung selber gebaut, aber nicht mein Thema und die Fahrleitung entspricht in einigen Details (z.B. Seitenhalter) auch nicht dem Vorbild. Sonst aber eine schöne Anlage, ordentlicher Hintergrundabschluß und der Mangel an richtigen österreichischen Modellen wird auf jedem Bild deutlich. Vornehmlich deutsche Beutefahrzeuge sind auf den Gleisen zu finden.

Dann, nach knapp 2/3 des Heftes erfolgt die Präsentation der Epoche-2-Anlage. Auf diesem Terrain bewege ich mich sicherer und nahm Bilder und Text genauestens unter die Lupe. Das für mich wichtigste, die Fahrleitung, besteht vollständig aus den Teilen von Sommerfeldt, konstruktionsbedingt sind beim Draufblick auf die Anlage die Kettenwerke zwischen den Stützpunkten geradezu märklinistisch verbogen. Von dieser Seite wurde ich also gar bitterlich enttäuscht. Hier war es eben doch mit dem "Zusammenstecken von Fahrleitungsfeldern und Turmmasten" getan. Des weiteren Entspricht die Fahrleitung weitgehend der Nachkriegsbauart, einzig die Hebelspannwerke mit festem Tragseil entsprechen der Vorkriegsbauart. Die verwendeten Rahmenflachmaste geschweißter Bauart und die geschlossenen Hebel der Spannwerke lassen mich vermuten, daß der Erbauer vor 1990 sein Fahrleitungsmaterial gekauft hat Absolut vorbildwidrig sind die Fahrdrahtwechsel auf der freien Strecke ausgeführt (S.58/59) Wo beim Vorbild beide Kettenwerke parallel laufen, hat Gerd Köhler links und rechts die Nachspannungen an den Auslegern enden lassen.

Komme ich nun auf den Titel des Heftes zurück: "Vorbildlicher Ellokbetrieb", da habe ich natürlich auch was zu meckern. Dem Anlagenbesitzer ist es natürlich freigestellt, welche Fahrzeuge er einsetzt, aber ich fühle mich veralbert, wenn mir die Redakteure "Vorbildlichen Ellokbetrieb" versprechen und der ET 89 in DRG-Beschriftung läuft neben der E 36, die E 60 neben dem ET 88, von den versammelten Dampfloks mal abgesehen. Nicht "vorbildlich" fand ich weiter die ungealterten Fahrzeuge und Bauten sowie die Versuche, mit einem "Culemeyer" einen G Kassel durch ein nur 3 m hohes Stadttor zu fahren. Daß zu einer "perfekten Gestaltung des Fahrweges" keine Fleischmannweichen mit Platikherzstücken und 400er Radien gehören, fällt schon nicht mehr ins Gewicht.

Fazit

Irgendwie bin ich mit dem Kauf des Heftes unzufrieden, mich reuen die knapp 14 Euro dafür, weil auch die übrigen, fahrleitungsfernen Dinge, mir nicht das Erweckungserlebnis verschafften, wie ich von "Super-Anlagen" erwartete. Ja, es sind schöne, qualitativ hochwertige Bilder von beiden Anlagen dabei, aber nichts, das mich zum Nachbau animieren könnte. Es kann natürlich auch daran liegen, daß ich zu anspruchsvoll bin, Fahrleitung ein zu komplexes Thema ist und es einfach keine vorzeigbaren Anlagen in größerem Ausmaß gibt. Und möglicherweise habe ich "vorbildlich" falsch verstanden. Vorbildlich bedeutet eben nicht "vorbildgetreu" und für eine bestimmte Zielgruppe können die vorgestellten Anlagen durchaus ihre Vorbildwirkung haben...


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Zuletzt bearbeitet am 7. September 2005   Technische Probleme? Mail an Webmaster