ELNA Dampflokomotiven

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Bücherbrett"

Besprechung: Frank Wieduwilt frankw@modellbahnfrokler.de

Hans Michael Koenner: ELNA Dampflokomotiven. Das Einheitslok-Programm für die deutschen Kleinbahnen, Münster (Lok-Report) 1985.

Inhalt:

• Einleitung
• Die Privat- und Kleinbahnen in Deutschland
• Die Normung des Eisenbahnwesens
• Grundlagen für die ELNA-Entwürfe
• Die erste, vorläufige ELNA-Reihe
• Die zweite, endgültige ELNA-Reihe
• Die Bahngesellschaften und ihre ELNAs
• Statistisches über die ELNA-Lokomotiven
• Die Bewährung der ELNAs im Betrieb
• Spätere Entwürfe von Privatbahnlokomotiven
• Schlußbetrachtung

Ein Anhang mit Literatur- und Quellenangaben schließt den Band ab.

Dieses Buch fand ich beim Stöbern in einem meiner Lieblingsbuchläden: "Die Lokomotive" in der Sigmaringer Straße in Berlin-Wilmersdorf. ELNA-Lokomotiven, ELNA steht für Engerer Lokomotiv-Normen-Ausschuß, haben mich schon immer fasziniert. Das erste Mal begegnete ich einer ELNA 6 in dem Buch "Loks und Wagen selbst gebaut" aus der "Kleinen Modellbahn-Reihe" des Alba-Verlags. In diesem Buch beschrieb der Autor den Selbstbau der Lok aus 0,2mm Messingblech auf dem Fahrwerk einer BR 98 von Merker&Fischer – Wie doch die Zeit vergeht... Mittlerweile gibt es eine wunderschöne ELNA 6 von Weinert, zur Spielwarenmesse 2002 hat Weinert eine ELNA 5 angekündigt.

Hans Michael Koenner beschreibt in diesem Buch die Entstehung der ELNA-Dampfloks in den 1920er Jahren. Die Entwürfe für die Loks entstanden in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg als viele Klein- und Privatbahnen gezwungen waren, ihren überalterten Fahrzeugpark zu modernisieren. Durch die Vereinheitlichung der Lokomotiven wollte der ELNA die Beschaffungs- und Instanthaltungskosten senken und preiswerte, robuste Maschinen auf die Gleise stellen.

Insgesamt entwickelte der Ausschuss 6 Loktypen: Zwei C-gekuppelte, ELNA 1 und 4, zwei 1'C gekuppelte, ELNA 2 und 5, und zwei D-gekuppelte, ELNA 3 und 6. Alle Loks gab es als Heißdampf- und als Nassdampfausführung. Alle wichtigen Verschleißteile waren genormt, ansonsten bauten die beteiligten Firmen die Lokomotiven nach Kundenwunsch, so dass sich die ELNAs sehr deutlich unterschieden.

Leider war die wirtschaftliche Lage vieler Bahnen so schlecht, dass sie sich diese Loks nicht leisten konnten und so blieb es beim Bau von etwa 150 Stück. Die Lokomotiven bewährten sich im Betrieb sehr gut, einige sind heute noch bei Museumsbahnen im Einsatz. Die Reichsbahn der DDR reihte die von verstaatlichten Privatbahnen übernommenen Loks unter den Baureihen 91 und 92 ein. Die vierstelligen Ordungsnummern begannen stets mit einer 6.

In einem eigenen Kapitel beschreibt der Autor den Verbleib aller Lokomotiven. Herrliche Fotos, die massenhaft Anregungen für den Nachbau bieten, und exakt wiedergegebene Skizzen runden das Buch ab.

Prima! Alle, die sich für den Betrieb auf Privatbahnen zwischen 1925 und 1970 interessieren, sollten sich diesen Band unbedingt zulegen. Zumindest bei "Die Lokomotive" gibt es noch etwa 15 Exemplare. Warum es allerdings von den ELNAs immer noch kein Großserienmodell gibt, ist dem Rezensenten mehr den je ein Rätsel: Aus dem Grundmodell lassen sich viele Varianten herstellen und die Reichsbahn-Modelle lassen diese Loks auch für "Staatsbahner" interessant erscheinen. Aber warten wir ab – GFN hat ja mit der BR 81 auch eine zahlenmäßig nicht unbedingt starke Baureihe nachgebildet und zumindest die Räder ließen sich ja schon mal für eine ELNA 6 verwenden...