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Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>
Bild 1: Das Faguswerk. Ansicht Hauptgebäude, 1924
Foto: Edmund Lill. Aus: Annemarie Jaeggi, "Fagus" [1]
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Die Architekten unter Euch werden mich vermutlich gleich schlagen, aber ich kannte dieses weltberühmte Bauwerk nicht, bis ich zufällig mal an einem "Tag des offenen Denkmals" in Alfeld, wo meine Eltern wohnen, nix Besseres zu tun hatte, als es zu besichtigen. Auf den ersten Blick sieht es ja auch nach nix aus. Typisch 50er Jahre, könnte man denken (und dachte ich auch), ziemlich modern, nicht unbedingt häßlich ... und dann liest man: Baujahr 1912! Zack, war's um mich geschehen.
Der Gedanke an ein Modell davon hat mich seither nicht mehr losgelassen. Denn je länger man sich diesen Gebäudekomplex ansieht, umso schöner wird er. Es ist kein Zufall, daß das Ding nicht nur am Anfang der Karriere seines Architekten Walter Gropius (ja, genau der!), sondern auch auf der Warteliste fürs Weltkulturerbe steht. Und so wird's dann hoffentlich auch irgendwann mal auf einem Fremodul stehen. Diese Seite soll über den Planungsstand informieren.
Die ersten Nachbaupläne rutschten schnell ins Gigantische ab: von der beidseitig angeschlossenen Awanst (Ausweich-Anschlußstelle) mit zunächst nur acht, bald aber schon 14 Weichen dauerte es nicht lange bis zum fiktiven Bahnhof "Fagussiedlung", der dann bald einem vollwertigen Bahnhof Platz machen mußte. Kurz war sogar der Bau des Alfelder Bahnhofs selber angedacht, etwas länger dann der des Nachbarortes Freden, in den ich das Faguswerk kurzerhand verlegen wollte.
Es folgte eine Zeit der Besinnung. ;-)
Der zweite Ansatz wird nun erstens realistischer und zweitens sozusagen "bottom-up" statt "top-down": das Werk wird von seinem betrieblichen Umfeld getrennt, also quasi modular, so daß man es dann später aus der minimalistischen Awanst herauslösen und in einen Bahnhof einbinden kann, wenn jemals einer gebaut werden sollte.
Bild 2: 5 Segmentkästen mit einem Faguswerk drauf
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Ein Wort vorweg: Nein, der obige Plan ist weder maßstäblich noch in den Proportionen absolut stimmig. Aber er reicht fürs erste. Der Fotograf von Bild 1 stand im Plan etwa an der Stelle "9" mit Blick nach oben rechts.
Das Faguswerk ist eine Schuhleistenfabrik. Schuhleisten sind die Dinger, bei denen der sprichwörtliche Schuster bleiben soll und um die herum man Schuhe näht. Hergestellt werden sie auf Kopierdrehmaschinen, die das Faguswerk einst auch selbst entwickelt, hergestellt und vertrieben hat. Als Material fand früher Holz, genauer: Buchenholz Verwendung (daher auch der Name: fagus ist Latein und heißt Buche), heute ist es Kunststoff.
Im Folgenden beziehen sich die Nummern der Gebäude auf die oben im Plan eingezeichneten solchen.
Nun will ich ja kein Architekturmodell bauen, sondern eine Fremo-Betriebsstelle. Da ist es naheliegend, sich mal Gedanken zu machen, was so eine Schuhleistenfabrik alles per Bahn beziehen und versenden könnte (unabhängig davon, ob sie es beim Vorbild auch tat). Und siehe da: es ist 'ne ganze Menge. Nach Menge absteigend sortiert:
Wagentyp | E/V | Beschreibung |
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R, H, O, S | E | Holz. Sowohl ganze Stämme als auch Stammabschnitte, wobei erstere auf H-Wagen natürlich besonders interessant sind. Abladen auf dem Holzlagerplatz. Lange Wagen passen nicht auf die Wagendrehscheibe und müssen auf einem der unteren Gleise entladen werden. |
O, Otmm, Ommi | E | Kohle. Zum Befeuern der Dampfmaschine. Zum Heizen könnte man auch schon Heizöl nehmen, dann braucht man gelegentlich auch noch einen Kesselwagen. Entladen am Kohlenbunker. |
K, Kmmks, Ktmm, O/Otmm mit Wagendecke, G (besonders Gg) | V | Holzspäne. Versand zur Spanplattenherstellung. Teures Buchenholz ist auch zerspant zu schade zum Verfeuern. Beladen am Kohlenbunker. |
G, BT mit Ekrt-Behältern, Kmmgks | V | Schuhleisten und Stanzmesser. Die eigentlichen Produkte. Riesenmengen fallen da nicht an, und der Versand in pa-Behältern erscheint realistisch: wer braucht schon einen ganzen G-Wagen voller Schuhleisten? Natürlich könnten noch kleinere Mengen dann auch wieder mit einem eigenen Stückgutwagen versandt werden. Beladen ebenfalls am Kohlenbunker, an der Rampe links. |
G | E | Verpackungsmaterialien. Kisten, Kartons, auch schon Paletten: was man halt alles so braucht, um wertvolle Ware sicher zum Empfänger zu bringen. Entladen ebenfalls an der Rampe des Kohlenbunkers. |
Kmmks, G, O, R | E | Rohmetall und Metall-Halbzeuge. Aus irgendwas müssen sie ihre Kopierdrehmaschinen ja gebaut haben. Außerdem Stahl für Stanzmesser und Schneidstähle, Sägeblätter, Teile für Schuhbügeleisen (noch'n Produkt) und so weiter. Entladen entweder an der Rampe am Kohlenbunker oder am Überladekran, den ich irgendwo zwischen Kohlenbunker und Wagendrehscheibe hinstellen werde. |
O | V | Schlacke. Wenn eine Dampflok Schlacke erzeugt, tut das auch eine stationäre Dampfmaschine. Sicher keine Unmengen, aber sicher auch zuviel, um es über den Hausmüll zu entsorgen, gell? Ein Eckchen für den Schlackenbansen wird sich rechts vom Kohlenbunker finden, verladen wird dann entweder von Hand oder vielleicht schon mit einem Fuchsbagger o.ä.. |
G, Kmmgks, evtl. R mit Kiste | V | Kopierdrehmaschinen. Keine Massenware, aber ab und zu geht auch mal eine Wagenladung der hier hergestellten Maschinen auf die Reise. Vorzugsweise weit weg, man will sich ja keine Konkurrenz heranzüchten. Verladen ebenfalls an der Rampe am Kohlenbunker oder bei offenen und öffnungsfähigen Wagen auch am Überladekran. |
O | V | Schrott. Bei der Herstellung der Maschinen fällt einiges an, vor allem aber verbraucht so ein Laden bestimmt ein paar Tonnen Sägeblätter im Jahr. Deswegen kommt rechts neben den Kohlenbunker ein Schrottbansen (den gibt's da heute noch, bloß sind's inzwischen Abrollcontainer), der dann alle Jubeljahre (also einmal pro Treffen ;-) geleert wird. |
G, BT und andere | E | Betriebsstoffe und Baumaterial. Schmierstoffe, Transmissionsriemen, Werkzeuge, Pflastersteine, Wegesplitt und so weiter: was eine echte Fremo-Betriebsstelle ist, bezieht alles mit der Bahn, was irgendwie möglich ist. Entladen an der Rampe am Kohlenbunker oder bei Schüttgut irgendwo rechts davon auf den Boden. |
Schon recht ansehnlich, gell? Vor allem finde ich die Vielfalt der Wagentypen interessant: bloß für Staubgutwagen, Schwerlastwagen und Kühlwagen ist mir irgendwie keine Ausrede eingefallen. ;-)
Zu den Wagenmengen: Regelmäßig braucht man eigentlich nur Holz, Kohle, Späne und die Hauptprodukte zu fahren. Die Mengen halte ich für in recht weitem Rahmen variierbar. Mit Gewalt könnte man sicher ein Wagenaufkommen wie für einen Nebenbahnhof ins Faguswerk reinballern, aber erstens wird das dann haarig angesichts der umfangreichen Gleisanlagen ;-), und zweitens muß man ja auch nicht unnötig das Arrangement belasten.
Also: ein paar Wagen für den Holzlagerplatz, ein paar Wagen für das Kohlenbunkergleis, und gut ist. Dann noch möglichst zusehen, daß vielleicht nicht zwei Kohlen- und zwei Spänewagen im selben Plan aufschlagen, und schon ist die Sache gegessen.
Zum Rangieren wird man beim Vorbild vermutlich eine Spillanlage gehabt haben. Im Modell ist das huddelig, da wäre mein Wunschrangiergerät eigentlich ein Breuer-Traktor. Notfalls tut's aber auch die Köf, wobei die indes den Nachteil hat, nicht mit einem Wagen zusammen auf die Wagendrehscheibe zu passen.
Wenn man die Frachtanforderungen noch weiter runterschraubt, kommt man aber auch ganz ohne Ortsrangiergerät aus und läßt die Wagen von der Bedienungsfahrt passend hinstellen. Es ist also für praktisch jedes Arrangement möglich, das Frachtaufkommen geeignet anzupassen.
Die erste Generation Module rund ums Faguswerk wird wohl diese minimalistische Ausweich-Anschlußstelle an der zweigleisigen Hauptbahn:
Bild 3: Das Faguswerk als Awanst
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Wenn nicht genug Platz ist im Arrangement, kann man die Segmente des Faguswerks natürlich auch teilweise weglassen, und zwar in umgekehrter Reihenfolge ihrer Bezeichnung. Nur mit F-A und F-B ist bereits ohne nennenswerte betriebliche Einbußen Betrieb möglich. Selbst nur mit dem einen Segment F-A ist ein eingeschränkter Betrieb möglich (dann ohne Holzverkehr).
Die Gebäude müssen natürlich abnehmbar sein. Das Hauptgebäude wird wohl teilbar sein müssen, vom Holzlagerhaus werde ich wohl eher einen Torso für den Betrieb ohne die hinteren Module zusätzlich bauen.
Die Bedienungsfahrt wird wohl vorzugsweise vom rechten Bahnhof kommen, entweder als eigene Übergabe oder bei geringem Verkehr als Ng. Die Übergabe schließt sich ein und nutzt das über W2 angebundene Schutzgleis beim Rangieren als Ziehgleis; der Ng rangiert auf dem Streckengleis. Nach den Rangierarbeiten fährt der Ng nach links weiter; die Übergabe kann entweder gleiches tun oder als Falschfahrt nach rechts zurückkehren.
In einer weiteren Ausbaustufe wäre ein Modul mit einem Gleiswechsel aus zwei Rechtsweichen denkbar, das rechts an diese Modulgruppe angeschlossen wird. Dann kann die Übergabe sogar auf dem richtigen Gleis nach rechts zurückfahren –: oder von links kommen, dann aber nur mit einer Lok, die auch auf die Wagendrehscheibe paßt, oder halt mit geschobenen Wagen. (Die nach rechts zurückkehrende Übergabe muß natürlich auch schieben, wenn die Lok nicht auf die Drehscheibe paßt.)
Andere Anschlußmodule, etwa für eingleisige Strecke, wären dann relativ fix zu bauen. Natürlich kann man auch die Zweigleiser in ein Eingleis-Arrangement schrauben, entweder so wie sie sind oder mit je einem Weichenmodul an den Enden.
Passieren wird als erstes, daß ich mal das Waagenhäuschen vermessen und nachbauen werde. Danach ist dann der Kohlenbunker dran, und dann könnte man schon fast Modulkästen bestellen ...
Aber haltet bis dahin bitte nicht die Luft an :-)
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Zuletzt bearbeitet am 11. Juni 2004 | Technische Probleme? Mail an Webmaster |