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Offener Güterwagen Gattung PB der DSB von Hobbytrade

Aus der Reihe "Modellkritik"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Der PB von Hobbytrade
Bild 1: Der PB von Hobbytrade. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Vorwort

In einer Zeit, in der es fast alles zu kaufen gibt, was die DB in Epoche 3 an Güterwagen so hatte, sind sie umso wichtiger: Modelle ausländischer Wagenbauarten, und hier natürlich ganz besonders diejenigen, die sich im EUROP-Park befanden. Denn die wurden ja bekanntlich von den beteiligten Bahnverwaltungen, also auch der DB, wie eigene Wagen eingesetzt und können deswegen jeden Zug vorteilhaft auflockern, ohne daß man sich gleich wieder ausländische Versand- oder Empfangsbahnhöfe aus den Fingern saugen muß.

Ein, um das Fazit vorwegzunehmen, gelungenes Modell eines dänischen EUROP-O-Wagens erreichte mich dieser Tage vom dänischen Hersteller Hobbytrade.

Ein PB mit Blechwänden
Bild 2: Ein PB mit Blechwänden beim Vorbild. Foto: Wolf Hartmut Schudt. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Beschreibung

Die Wagen der dänischen Gattung PB entstanden in den Jahren 1942/43 und 1945 bis 50 in geschweißter Bauart bei Scandia in Randers. Insgesamt wurden 1.655 Exemplare gebaut, die alle über eine Druckluftbremse und eine Handhebelbremse an der Seite des Fahrwerks verfügen. Die während des Krieges gebauten Wagen erhielten die Nummern 10 001 bis 10 705, die Nachkriegslieferungen 10 706 bis 11 655. Von der damals modernsten offenen Wagenbauart der DSB wurden ab 1954 400 Stück in den EUROP-Park eingestellt. Ab 1965 erhielten die 1.646 noch vorhandenen PB die neue UIC-Bezeichnung Elo mit den Nummern 511 0 001 bis 1 654, von denen 1966 keiner mehr zum EUROP-Bestand gehörte. In den Jahren 1966 bis 68 wurde bei 70 Wagen die Handbremse abgebaut und der Wagenkasten durch einen aus Stahlblech ersetzt. Die große Ausmusterung der Elo begann in Mitte der 1970er Jahre. Einige wurden zu Bahndienstwagen umgebaut. Vielen Dank an Timo Günther für diesen Abschnitt und die Erlaubnis, ihn hier zu veröffentlichen!

Die Überprüfung der Abmessungen muß ich leider schuldig bleiben, glaube aber schon, daß das passen dürfte -- stimmig wirken tut's jedenfalls. Das Fahrzeug entspricht in Abmessungen und Ladegewicht in etwa einem deutschen Om-Wagen, hat aber einen längeren Achsstand und niedrigere Bordwände als ein solcher.

Die Modell-Umsetzung zeigt sich als überdurchschnittlich: filigrane Achshalter aus Kunststoff, eingesetzte Bremsbacken in Radebene mit Verbindungsstangen und Bremsdreiecken, sogar eine Verbindungswelle zwischen den Bremsumstellhebeln beider Wagenseiten und ein einzeln angesetzter Handbremshebel (auf Bild 1 über dem rechten Radsatz zu erkennen). Am Aufbau beeindruckt der einzige Rangierergriff ebenso mit seiner Filigranität wie die Kniehebelwellen und ihre Verschlüsse. Die Bretterfugen sind indes ein wenig grob ausgefallen. Als Zurüstteile liegen noch Bremsschläuche bei; Kupplungshaken sind bereits werkseitig vorhanden. Die Kurzkupplungskinematik samt NEM-Schächten funktioniert gut, die montierten Bügelkupplungsköpfe hingegen sind im Müll am besten aufgehoben.

Farbgebung und Beschriftung sind ausgezeichnet gelungen, bemerkenswert sind hier vor allem die richtig um die Wagenecken herumgezogenen Bremsecken und die 32-Tonnen-Ringfederpuffer-Zeichen auf den Pufferhülsen. Daß Achshalter und Bremsbacken aus dem sonst schön matten Wagen unangenehm herausglänzen, sollte nach der obligatorischen Alterung gegenstandslos sein. Schön ist auch der etwas heller abgesetzte Wagenboden; die leicht profilierten Wagenkasten-Innenwände sind hingegen im selben Farbton wie außen gehalten.

Fazit

Ein schönes und brauchbares Modell, das mit einem Straßenpreis von um die 23 Euro auch nicht zu teuer erscheint, wenn man die angesichts von Vorbild und Hersteller notwenigerweise kleineren Serien bedenkt. Ganz klar: Empfehlenswert!

Links

Bei Godsvogne.dk gibt es eine ausführlichere Besprechung des PB sowohl von Hobbytrade als auch von Heljan. Wer des Dänischen nicht so mächtig ist, der mag Tante Google um eine Übersetzung bemühen -- die wird zwar etwas holprig, aber man kann verstehen, worum es geht. Fazit: Das Hobbytrade-Modell ist tendenziell besser, aber die Pufferbohlen sollten in Wagenfarbe sein wie bei Heljan, und auch die Bretterfugen haben sie bei Heljan schmaler hingekriegt.

Vielen Dank an Lars-Christian Uhlig für den Link!

Nebenbei bemerkt ...

... habe ich beim Kauf dieses Wagens wieder mal gemerkt, was einen richtig guten Modellbahn-Händler ausmacht. Auf meine Frage "Ich hab da auf'm Fremotreffen so niedliche kleine dänische EUROP-O-Wagen gesehen, weiß aber den Hersteller nicht -- hast Du 'ne Idee?" bekam ich nämlich nicht, wie anderenorts üblich, einen verständnislosen Blick oder mit viel Glück einen Stapel Prospekte zum Raussuchen, sondern, wenn auch nach mehrminütiger Suche ("Wo hatte ich die noch gleich? Irgendwo hier in den Schubladen waren sie neulich noch!"), direkt das gesuchte Modell auf den Tresen gelegt. So soll es sein!

Der Händler, bei dem mir solches (auch nicht zum ersten Mal) widerfuhr, heißt Train & Play und residiert in Hannover unweit des Aegi. Es mag ja nicht viele Gründe geben, nach Hannover zu fahren -- aber wenn, dann sei ein Besuch dort unbedingt angeraten!


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