Umbau der Neubaukessel-01
oder: Vom häßlichen Entlein zum schönen Schwan
Bestandsaufnahme
Am Roco-Modell der 01 mit Neubaukessel störte mich eine ganze Reihe von "Kleinigkeiten":
- Das Finish. So wie Lok aus der Schachtel kam, wirkte das Fahrwerk wie eine
strukturarme rote Plastikfläche, die nicht zu den dunklen Treib- und
Kuppelstangen passen wollte.
- Die Kupplung zwischen Lok und Tender mit freiem Blick auf die Antriebswelle,
sechs Kabel und einen riesigen weißen Stecker am Tender.
- Die Stirnpartie mit den dicken Lichtleiter-Kanälen zu den unter dem
Umlaufblech angebrachten Leuchten.
- Die
Laufeigenschaften. Vor 10 Jahren wäre man noch begeistert gewesen, aber
inzwischen hat Fleischmann die 41 gebaut, und daran muss sich nun alles
messen lassen. Die 01 lief nicht direkt schlecht, aber doch etwas
widerwillig, ganz so, als wäre im dreifachen Getriebe doch etwas viel
Reibung. Ich hatte schon seit Rocos 50 eine Abneigung gegen den
aufwendigen kombinierten Antrieb - hier schien sie sich zu bestätigen.
Abhilfe
Folgendes habe ich unternommen:
- Stillegung des Lokantriebes. Aus einem der Test der Modellbahnzeitschriften hatte ich
entnommen, dass der Tender auch alleine eine recht ansehnliche Zugkraft
entwickelt; das galt es nun auszunutzen. Lok und Tender werden getrennt,
die Verbindungswelle lässt sich einfach herausziehen. Weg damit. Nun noch
das Zahnrad der letzen Getriebestufe in der Lok entfernen, damit die Lok
sich auch schieben lässt - kein Problem, und sogar reversibel.
Am Tender wird die Kardanschale aus der Schnecke gezogen; die weiße Kugel in der
Lok kann bleiben, wird aber (nach dem Foto) schwarz gestrichen, da sie dem
Betrachter sonst aus der Feuerbüchse entgegenleuchtet.
- Verbindungsdeichsel kürzen. Sicherheitshalber habe ich mir hier ein Ersatzteil besorgt - man
weiß ja nie. Dank der Kröpfung geht es aber sehr einfach: Die Deichsel
wird am Überlapp getrennt,
und die beiden Teile werden leicht versetzt wieder zusammengebaut. Zwei 0.4
mm-Drähte in 0.3 mm-Bohrungen bilden eine stabile Verbindung. Bei mir muss die
Lok durch 45 cm-Radien; daher konnte ich nur um 2 mm kürzen. Bei großzügigeren
Kurven ist da noch mehr drin.
- Verbindungskabel zwischen Lok und Tender tarnen. Der Stecker muss weg; da ich meine 01
analog betreibe und die Beleuchtung ohnehin stillgelegt wird (s.u.),
reichen zwei Kabel. Also werden zwei Elemente (Draht + Stecker) aus der
alten Verbindung gepfriemelt, so daß die Kabel einzeln eingesteckt werden
können. Hier im Bild zusammen mit der bereits gekürzten Deichsel:
- Den sichtbaren Teil der Platinen an der Tendervorderwand und im Lokrahmen rot
streichen. Die 2003 erschiene Neuauflage der 44 hat das offenbar schon ab
Werk: Man lernt also.
- Entfernen des Lichtleittunnels zu den Stirnleuchten unter dem Umlaufblech. Einfach
die Plastikarme am Rauchkammersattel abschneiden (hier an der bereits
wieder montierten Lok zu erkennen:
bei normaler Beleuchtung ist die Schnittstelle aber unsichtbar). Das letzte Stück
des Lichtleiters wird abgeschnitten, als Glaseinsatz wieder in die
(zwischenzeitlich von außen schwarz gestrichene) Laternenhülse gesteckt und
hinten zuerst zweimal weiss, dann einmal rot gestrichen. Zwischendurch gut
trocknen lassen!! Das Resultat sieht dann so aus:
- Nachdunkeln des Fahrwerkes. Alles was rot ist, wird mit stark verdünnter
dunkelgrau-brauner Plaka-Farbe gestrichen. Da auch Spülmittel die
Oberflächenspannung nicht völlig aufhebt, wird die Farbe regelrecht
einmassiert, was bei den Speichenrädern durchaus einige Zeit dauert. Die
"Stirnseiten" der Speichen werden kurz vor dem entgültigen
Trocknen wieder abgewischt - sieht klasse aus, kommt aber leider auf den
Bildern nicht recht rüber.
- Nun alles wieder zusammenbauen ("nun" ist aber schon das dritte
Wochenende, weil 8 Stunden Trocknungszeit für das Weiß auf der
Laternenrückseite zu wenig war), die Kabel einstecken, und los geht es.
Rückwärts läuft die 01 immernoch etwas widerwillig, aber vorwärts -
Donnerwetter. Vor mir stets ganz plötzlich die schönste Dampflok, die
meine Bahn je gesehen hat. Wie filigran das Fahrwerk auf einmal
aussieht... klasse die verschmierten Räder mit den glänzenden Kanten der
Speichen.... endlich passt die Farbe zum dunklen Rot in den Treib- und
Kuppelstangen... und die Stirnpartie mit den lackierten, jetzt
freistehenden kleinen Lampen unter dem Umlauf... Naja, Weinert wär
detaillierter, aber zierlich sind sie. Ob ich wenigstens den
Rauchkammerpickel gegen eine Weinert-Laterne tauschen sollte? Ach was,
erstmal kann er bleiben; immerhin ist er recht klein. Meine Augen werden ohnehin
von den Rädern gefangen... Eine wunderbare Maschine.
Erstmals veröffentlicht im September 2003.