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Pwgs 41 von Trix

Aus der Reihe "Modellkritik"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Trix-Pwgs 41, Einstiegsende
Bild 1: Der Trix-Pwgs 41 von der Einstiegsseite. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Kaum 20 Jahre nach Stefan Carstens' Beinahe-Komplettselbstbau-Artikel zum Pwgs 41 in Miba 6/83 und gerade mal drei kurze Jährchen, nachdem wir hier einen Bastelbogen veröffentlicht haben, ist es dieser Tage soweit: es gibt ein Großserienmodell dieses Wagentyps. Warum das so schwer war, kann und will ich nicht verstehen. Aber was soll's, nun hat ja die Warterei ein Ende.

Erster Eindruck

Nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten und den dritten Blick liegt ein typischer Märklinwagen vor mir. Das ist indes weder verwunderlich ("Hamo heißt jetzt Trix, sonst ändert sich nix") noch schlimm: Das Modell ist maßhaltig, sehr sauber lackiert und beschriftet, mit guten Kupplungskinematiken und robusten Achshaltern versehen und hervorragend verarbeitet.

Es begeistert bloß nicht.

Bitte mißversteht mich nicht: das ist ein wirklich ordentlich gemachter Modellbahnwagen. Er hätte bloß genau in gleicher Form auch 1990 oder 1984 erscheinen können. Weder sind die Achshalter so schön schmal wie bei manch Konkurrenzprodukt, noch gibt es besonders feine, geschweige denn eingesetzte Griffstangen oder Tritte oder so. Es gibt nichts an diesem Modell, zu dem man "Boah" sagen kann. Es gibt indes auch nichts, wozu man "Bäh" sagen müßte.

Update: Stephan Schenk hat mich per Mail auf einige weitere Unstimmigkeiten hingewiesen; ich zitiere an geeigneter Stelle aus seiner Mail. Jene Absätze sind wie dieser hier in kursiver Schrift verfaßt. Ebenso hat Hermann Hoyer im Gästebuch ein paar Sätze zum Thema hinterlassen, die ich an geeigneter Stelle hier eingebaut habe, damit sie jeder findet.

Beschreibung

Trix-Pwgs 41, Laderaumende
Bild 2: Der Trix-Pwgs 41 von der Laderaumseite. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Das Modell besteht aus drei Hauptteilen: Wagenkasten, Außenrahmen und Trittstufen sind als ein Teil gespritzt und umfassen haubenförmig das einteilige Fahrgestell. Das hat den Vorteil, daß es keine Chance für klaffende Spalte gibt, und so wirkt der Wagen denn auch im positiven Sinne wie aus einem Guß, zumal auch das Dach spaltfrei aufgerastet ist.

Stephan meint dazu: Beim Vergleich mit dem Weinertmodell und Vorbildfotos fällt mir [...] der falsch wiedergegebene Fahrwerksrahmen auf. Der ist am Modell unzweifelhaft zu schmal geraten, weswegen die Bedruckung extrem verkleinert werden mußte. Das Anschriftenbild dürfte eher TT- oder N-maßig sein und wirkt störend zur übrigen Wagenbeschriftung im Anschriftenfeld.

Bei dieser Bauweise sieht man öfter Probleme beim Lackieren: nicht passende Farbtrennkanten, Durchschimmern der falschen Farbe etc. Nicht so hier: bis auf einen winzigkleinen Kritikpunkt ist die Lackierung schlicht und ergreifend perfekt. Der Kritikpunkt: Man hat beim Einfärben des Außenrahmens auch die unteren Enden der Ecksäulen mit geschwärzt, die sollten aber grün sein. Nichts, das sich nicht mit ein paar Pinselstrichen beheben ließe.

Auch sonst überzeugen Farbgebung und Beschriftung: sehr sauber, ohne Fusseln oder Staubkörner, das Dunkelgrün der frühen Epoche 3 seidenglänzend-schimmrig, das Silber des Daches angenehm matt und leicht abgedunkelt – toll! Die ebenfalls sehr sauberen Gravuren kommen so sehr schön zur Geltung. Als Bonus hat man die (leider angespritzten) Griffstangen an den Laderaumtüren und die Türklinken am Einstieg sehr sauber versilbert. Die Beschriftung ist ebenfalls lupenrein und in gelb zwar ungewohnt, aber für Epoche 3a ebenso korrekt wie das rote E auf weißem Grund als Kennzeichnung für den Eilgüterzug-Packwagen-Park. Doch doch, ihr Handwerk verstehen die Jungs bei MäTrix, sag ich ja schon immer.

Stephan meint dazu: Für einen Epoche IIIa Wagen hätte zumindest auch der schwarze umlaufende Dekorstreifen unter den Fenstern nachgebildet sein müssen. Leider hat Mä/Trix auch darauf verzichtet. Die nicht vorbildgerechte Anordnung der Signalhalter müssen leider als notwendiger Kompromiß bei einem Serienmodell hingenommen werden. Ein evtl. erscheinendes Epoche IIIb Modell wäre dann diesbezüglich wenigstens korrekt.

Hermann meint dazu: Für Epoche IIIb sollte er nur dann chromoxidgrün sein, wenn er eine Neulackierung ab 1961 oder später erhalten hat. Gelbe Anschriften gab es auch noch lange nach 1955/56 – immer bis zur nächsten Erneuerung unlesbar gewordener Anschriften!

Trix-Pwgs 41, Beschriftungsdetail
Bild 3: Beschriftungsdetail des Trix-Pwgs 41. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Auch die Fenster sind ziemlich schlierenarm und sehr paßgenau. Schade, daß die Fensterrahmen nur mattiert sind, hier sollte man vielleicht (von innen!) mit einem schwarzen Gelstift nachhelfen und bei der Gelegenheit das Klofenster grauweiß hinterlegen.

Stephan meint dazu: Im Vergleich zu den Weinert-Katalogfotos/Vorbildfotos stört mich die Gestaltung der Fensterpartie sehr. Hier wurden die Fensterrahmen nicht farblich abgesetzt, was dem Wagen ein sehr spartanisch wirkendes Äußeres verleiht.

Hermann meint dazu: Vom Fensterrahmen vermisse ich nur den Quersteg vom Klofenster. Den hat man witzigerweise innen angebracht. Ich habe ihn außen alusilber nachgezogen und das Fenster von innen mit Tip-ex-flüssig geweißt – schon sieht der Wagen viel sympathischer aus.

Insgesamt finde ich aber fehlende Fensterrahmen weit weniger störend als die bei anderen Modellen leider häufig anzutreffenden viel zu breiten grellsilbernen solchen. Auch Vorbildfotos zeigen beim Pwgs 41 sehr schmale Fensterrahmen, die optisch kaum in Erscheinung treten.

Man erkennt aber immerhin schemenhaft die Inneneinrichtung. Nach dem Zerlegen (der Wagenkasten ist aufs Fahrwerk an den Seiten aufgerastet, vorsichtig spreizen und an den Puffern drücken führt zur Trennung) erkennt man, daß das ganz gut so ist: die Inneneinrichtung *ist* schemenhaft. Macht aber nix, es reicht ja. Ein bißchen Farbe täte ihr vielleicht ganz gut, das klassische Hornhautumbra wirkt doch etwas billig. Aber immerhin: beide Arbeitsplätze, Schrank, Ofen und alle Wände sind da und an der richtigen Stelle, wie man sich anhand dieser Merkbuchzeichnung überzeugen kann. Die inneren Türen, das Ofenrohr etc. fehlen, sind aber bei Bedarf schnell reingefrokelt – nur sehen wird man nix davon.

Was mich sehr überrascht hat, ist die Tatsache, daß man sich die Mühe gemacht hat, die Innenseite des Wagenkastens beige zu lackieren. Ein bißchen merkt man das auch von außen: ganz so finster ist es da drin nicht wie bei anderen Modellen. Schön!

Das Fahrwerk fällt ein wenig ab: die Tritte (Teil des Wagenkastens, aber logisch Fahrwerk ;-) sind doch etwas grob, die Achshalter etwas dicker als nötig – aber flöt, es gibt Schlimmeres. Wen's stört, der baue eben neue Tritte, ich werd's gut sein lassen – und auch die zu dicken Griffstangen am Wagenkasten dürfen zumindest solange dranbleiben, bis sie von selber abgehen ;-)

Stephan meint dazu: Mein erster Eindruck war eher eine Enttäuschung über das hochbeinige Modell mit den falsch wiedergegebenen Achslagerblenden. Dies stellt für mich eindeutig ein Manko dar. Ansonsten ist die massive Ausführung des gesamten Achslagers nicht mehr ganz zeitgemäß.

Hermann meint dazu: Was mich auch stört, ist, daß die Achshalter von außen auf die Längsträger gesetzt sind. Dadurch fluchtet das Gehänge doch gar nicht mit dem Langträger und die Gehängestützen sitzen in der Ebene vor dem Langträger.

Allerdings fällt das aus normaler Perspektive kaum auf, und die Achshalter sind immerhin schmaler als bei manch anderem Modell. Insgesamt fallen die Fahrwerksfehler nicht so sehr auf, daß der Wagen im Betrieb störend heraussticht.

Mögliche Frokeleien

Viel ist, wenn man mit den robusten Tritten und Griffen leben kann, nicht zu tun. Schon die oben erwähnten Pinseleien sind, vom Klofenster abgesehen, nicht unbedingt nötig, und daß alle vier Puffer glatte Pufferteller haben, kann einen auch stören (und ärgern), aber es muß es nicht.

Was ich gerne hätte, wäre eine offene Schiebetür. Das ist aber ziemlich viel Aufwand, und die Wände sind auch arg dick dafür; das wäre vielleicht mal ein Grund, den Bastelbogen doch noch mal anzugehen, wenn mir mal die anderen Frokelprojekte ausgehen (har har). Umfrokeln in Wagen mit Dachkanzeln (Pwgs 41 oder Pwgs 38) wäre auch ne Idee, nur leider brauchen die dann auch zusätzliche Fenster zwischen der Stirnwand an der Nicht-Einstiegsseite und der Schiebetür. Dazu hab ich auch eher weniger Lust, vielleicht macht aber der Hersteller selber mal so eine Variante?

Bleibt also nur Umlackieren in Chromoxidgrün und Umbeschriften nach Epoche 3b (oder 4, wer's mag ...). Selbst das werde ich mir aber erstmal sparen. Vielleicht nimmt man mir diese Arbeit ja auch noch ab – bald ist wieder Messezeit ...

Wie, nix zu tun? Doch, wirklich, so sieht's aus. Passiert mir selten, daß ein Modell so wenig Frokellust aufkommen läßt. Nichts, was so schlecht ist, daß es behoben werden müßte, und aber auch nichts, was so geil ist, daß es zum Umfrokeln in etwas anderes reizt. Ein Gebrauchsmodell halt.

Fazit

Der letzte Absatz war eigentlich schon das vorweggenommene Fazit: ein ordentliches, relativ preiswertes Modell (ich hab 22 EUR bezahlt) ohne besonders bemerkenswerte Stärken oder Schwächen hat MäTrix da abgeliefert. Niemand wird diesen Wagen betrachten und etwas sagen wie "boah, der is ja geil, habenwoll!". Aber trotzdem steht er jetzt hier, und weitere werden folgen, denn eins ist wirklich genial an diesem Modell: die Vorbildwahl.

Warum dieser Wagen nicht schon 1972 bei Röwa, 1981 bei Fleischmann oder 1993 bei Roco erschienen ist, werde ich nie verstehen. Aber wenn wir das mal andersrum betrachten: wäre es damals bei denen erschienen, dann wäre es heute mit dem heutigen Märklin-/Trix-Modell wahrscheinlich einigermaßen vergleichbar in Qualität und Preis. Insofern ist es egal, daß das Modell nicht aussieht wie eine 2003er Messeneuheit: wir können ja einfach so tun, als wäre es schon ewig auf dem Markt, und wir hätten bloß zufällig noch keins.

Also, ab zum Händler! Es wird Zeit, diesem Mißstand endlich abzuhelfen. Und es ist doch schön, daß wir das jetzt auch können.

Stephans Fazit: Während man die Dekorationsarbeiten mit ein wenig Mühe nachgestalten kann, wird dies beim Fahrwerk nicht möglich sein. Das ist die Krux an dem Modell. Insofern wird der Wagen bei mir wohl ein Einzelgänger bleiben. Ich habe allerdings nach dem nicht voll überzeugenden Modell von Mä/Trix noch die Hoffnung, dass ein andere Hersteller, der diesen Wagen auch schon in seiner Planungsmappe hatte, diesbezüglich in die Bresche springt und den Pwgs 41 dann endlich als Topmodell fertigt. Mal sehen, was sich demnächst in Nürnberg präsentieren wird!


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Zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2003   Technische Probleme? Mail an Webmaster