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Die unendliche Geschichte

oder: wie man zu einem brauchbaren G 10 kommt

Ideen und Umsetzung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Vorwort

Der G 10 ist ein besonderer Güterwagen. Er ist der zweitmeistgebaute der Welt (nach dem Om 12). Auf fast jedem Zugfoto aus den Jahren 1920 bis 1960 ist mindestens einer drauf. In fast jedem Modellbahnkatalog findet sich ein Modell davon. In manchen sogar mehrere.

Und alle, alle taugen sie nicht viel. Bis auf den 2006 neu konstruierten aus dem Hause Brawa natürlich. Aber der ist nicht eben preisgünstig (preiswert vielleicht, das ist Geschmackssache, aber viel Geld ist es auf jeden Fall), so daß diese Seite mit dessen Erscheinen m.E. genausowenig überflüssig wird, wie die umgebauten G 10-Modelle anderer Hersteller deswegen gleich zu Abfall werden, nämlich überhaupt nicht.

Klar, den Effekt der vielen schlechten Modelle am Markt gibt's leider öfter mal – der V 23 zum Beispiel ist auch so ein Kandidat. Aber während es bei denen eigentlich immer daran liegt, daß die Modelle alle uralt sind, ist das beim G 10, wie wir sehen werden, anders. Bei dem sind die alten Modelle eben alt und haben die für alte Modelle typischen Fehler und Kompromisse; die neuen Modelle, und besonders das neueste, sind aber nicht besser, denn die haben dafür andere Fehler. Brawa seins hat, es sei nochmal betont, keine relevanten Fehler außer dem Preisschild.

Aber wir wären ja keine Modellbahnfrokler, wenn wir da keine Gegenmaßnahmen für hätten. Man kann aus all diesen alten fehlerhaften Modellen mit mehr oder weniger Aufwand mehr oder weniger anständige solche frokeln, das ist nicht das Problem. Und dank Brawa muß man das jetzt ja auch nicht mehr, um zu brauchbaren G 10 in brauchbaren Stückzahlen zu kommen, was den Zwang aus der Frokelei nimmt und damit wieder Spaß in die Sache. (Und vielleicht ja auch mal wieder Schwung in die Genesis dieser Seite, mal sehen. ;-)

Anmerkung zur Nomenklatur: Aus Gründen der Übersichtlichkeit bezeichne ich im Folgenden die Verbandsbauart-Flachdach-G-Wagen grundätzlich als "G 10". Die Umbauvorschläge gelten natürlich auch für Länderbahn-Gm und -Nm, G Kassel/München/Karlsruhe der DRB, G 04/05 der DR Epoche 3, Gklm 191 der DB Epoche 4 und ggf. ausländische Versionen. Gleiches gilt für den G 02 alias DRB G Hannover/Stettin alias DR G 03.

Und wo sind die Bilder? Gemach, gemach. Die Wagen sind noch nicht alle fertig, die Bilder dementsprechend noch nicht gemacht. Kommt alles, bloß kein Streß [tm]! ;-)

Überblick

In diesem Artikel werden folgende G 10-Modelle vorgestellt (Reihenfolge umgekehrt chronologisch nach Erscheinen des Modells, dies bedeutet keine Wertung!):

Die ersten fünf sind bei mir nach den vorgestellten Umbauten im Einsatzbestand, die Piko-Wagen stehen indes nun zur Ausmusterung an (mehr dazu unten). Zudem werfen wir noch einen Blick auf den neuen GFN-G 02 sowie den Petau-G 10 und schlagen einen ziemlich abgedrehten G 10-Versuchsumbau zur Nachbildung vor.

Das Brawa-Modell

Na endlich! Was daran nun so lange dauern mußte, wird man mir vermutlich nie wirklich erklären können, aber jetzt ist es endlich soweit: genau wie Exoten vom Schlage eines GGvwehs 44, Gbmhs 51 oder GGths 43 gehört nun auch der Allerwelts-G 10 zu den Wagen, die man, so einem der Sinn danach steht, einfach so fertig im Laden kaufen kann. (Während diese Zeilen entstehen, kämpft der Hersteller noch mit Lieferschwierigkeiten, weil man den Bedarf offenbar unterschätzt hat. Ich bin sicher, daß die sich bei Brawa schlimmere Probleme vorstellen können, und gönne ihnen dieses Luxus-Problem von ganzem Herzen. ;-)

Daß das Brawa-Modell des G 10 schön werden würde, stand für mich außer Frage. Trotzdem hat es aber Brawa geschafft, mich in vielem positiv zu überraschen. Mehr Lobpreisungen finden sich allerorten in Modellkritiken des Brawa-G 10 und müssen hier nicht wiederholt werden, aber zumindest die superschmalen Achshalter aus Blech (!) und die komplett angesetzten, freistehenden Griffstangen und ebensolchen Türverschlüsse (!) seien hier erwähnt. Das Modell war ursprünglich mit einem Straßenpreis von ca. 25 Euro nicht billig, nein, aber doch ausgesprochen preiswert. Das hat leider auch Brawa gemerkt und den Preis mittlerweile auf um die 40 Euro angehoben, was nicht nur mir bei aller Liebe zu teuer ist. Viel zu teuer. Uneingeschränkt zur Anschaffung empfehlen kann ich das Modell daher nicht mehr, es sei denn, es finden sich noch Restbestände oder Gebrauchtware zum alten Preis.

Wer noch keine G 10 hat und genug Geld für Brawa, der kann hier zu lesen aufhören. Denn die im Folgenden vorgestellten Umbauten können sich mit dem Brawa-Modell nicht wirklich messen. Wer aber, wie wohl die meisten, schon anderer Hersteller G 10 besitzt, der möge gern weiterlesen und kucken, was man damit noch anfangen kann. Vorweg sei gesagt: eine Menge.

Das neue Roco-Modell

So jung und schon so verdorben, möchte man leider sagen. Da setzt sich die Firma Roco, was ja ansich sehr löblich ist, auf den sprichwörtlichen Hosenboden und baut gut 30 Jahre nach ihrem ersten G 10-Modell (s.u.) ein neues solches. Und was dabei rauskommt, scheint an sich nicht mal schlecht: schön schmales Fahrwerk, feine Bretterfugen, schöne Gravuren, angesetzte Griffstangen und Signalhalter, alles wie sich das gehört. Freudestrahlend nahm ich den Wagen mit (nicht mal allzu teuer war er), stellte ihn zuhause aufs Gleis und freute mich seiner.

Aber irgendwas stimmte nicht. Irgendwie sah er falsch aus neben den anderen G 10. Der Vergleich mit der Carstens-Zeichnung in [1] brachte es an den Tag: das Ding ist zu hoch, genauer: seine Wände in sich sind zu hoch! Das fiel auf den ersten Blick nicht auf, weil auch GFN- und Piko-Wagen ab Werk zu hoch sind. Bei denen liegt aber lediglich der Wagenkasten zu hoch auf dem Rahmen, was fix korrigiert ist (s.u.).

Was jetzt kommt, dürfte klar sein: nach Monaten, wenn nicht Jahren des Kämpfens mit dem inneren Schweinehund gab [2] den Ausschlag zu einer neuen Folge von "Güterwagen auf Maß gebracht", diesmal allerdings in der Extremisten-Edition. Wenn man aus Rocos Wagenkasten nämlich ein Brett rausnimmt, paßt die Höhe wieder. Was dabei im Detail zu beachten ist, können Fremohikaner in der Vereinszeitschrift Hp1 nachlesen [3]. Den Artikel gibt's natürlich auch hier, Ehrensache.

Roco mit Bremserhaus

Seit 2004 gibt's den neuen Roco-Wagen auch mit Bremserhaus zu kaufen. Zu hoch ist natürlich auch der, und es ist genauso ein Jammer wie beim handbremslosen: wie dort hat man auch hier die typische Variante getroffen, mit allen Formänderungen zwischen Epoche-2- und Epoche-3-Version, sogar erstmals seit Piko-Uralt-Vorwende-Zeiten mit dem DB-typisch gekürzten Bremserhaus mit Blech-Kurbelkasten – und man muß ihn trotzdem zersägen. Seufz!

Gemacht hab ich das indes nicht, und ich habe es auch nicht mehr vor. Mein einer Roco-Bremserhaus-G 10 wird geschlachtet werden, das Bremserhaus und das Fahrwerk kann ich für andere G 10-Umbauten bestimmt prima gebrauchen. Das Flacherschnippeln tu ich mir jedenfalls nicht noch ein viertes Mal an. Es ist allerdings auch nix Dramatisches zu erwarten dabei, bloß die Bremserhausaufstiege müßten wohl neu. Woher nehmen? Vermutlich würde man sie sich als GFN-Ersatzteil bestellen.

Das Märklin-Modell

Irgendwann in den 90ern muß es gewesen sein, als Märklin sich am G 10 versucht hat. Zunächst gab's nur die Versionen mit und mit zurückgebauter Handbremse (s.u.), die "normale", nicht-handgebremste Version hat man erst später nachgeschoben.

Und zumindest diese ist auch gar nicht mal so schlecht. Die zu öffnenden und somit zu dicken Schiebetüren waren zu erwarten. Warum die Bretterfugen in den Schiebetüren noch breiter sind als die ohnehin schon arg breiten im restlichen Wagen, muß ich jetzt nicht verstehen; die Gravuren sind sonst aber in Ordnung, die Maße passen, und das Fahrwerk ist für Märklin-Verhältnisse sogar außergewöhnlich gut geworden.

Die nötigen Verbesserungen beschränken sich auf Kosmetik. Die arg wuchtige obere Schiebetür-Laufschiene habe ich rechts von der Tür weggeschnitten und durch einen Draht ersetzt; über der Tür geht sie prima als Schutzblech durch. An den Stirnseiten fehlen sämtliche Griffe, Tritte und Signalhalter, was immerhin bedeutet, daß man keine klobig angespritzten Teile mühsam wegschaben muß.

Wegschaben sollte man für die Epoche 3 aber die Stirnwandprofile, denn die sind liegend (also mit der offenen Seite zum Wagenende) nachgebildet. Beim Vorbild hat man sie aber gedreht, die offene Seite zeigt jetzt zur Außenseite, also zur Ecksäule hin. Wer wie ich keine passenden U-Profile dahat, kann stattdessen auch H-Profil nehmen oder wie ich einfach 1×1-mm-Vierkantstab – letzterer ist nicht vorbildgerecht, aber das sieht man m.E. kaum, und bei den ab Werk richtigen Modellen der anderen Hersteller sieht's auch nicht anders aus.

Ja und, fragt Ihr Euch jetzt vielleicht, was ist an dem Modell jetzt das Problem, das das bittere Vorwort rechtfertigt? Nix. Kauft Euch ruhig welche.

Ja, Pustekuchen: genau das ist das Problem. Weder Märklin noch Trix haben es m.W. bisher für nötig befunden, dieses gelungene Modell eines, ach was, des Allerweltswagens ganz normal als DB Epoche 3 einzeln zu liefern. Als limitierte Sonderserie mit Werbeaufschriften, im überteuerten Set mit Ladegut und anderen G-Wagen, in Lackierung und Beschriftung ausländischer Bahngesellschaften und neuerdings auch als Behelfskühlwagen: alles kein Thema, gab es, gibt es z.T. und wird's sicher auch zur nächsten Messe wieder geben. Aber einzeln, ohne Schnickschnack, zu realistischem Preis? Schönen Gruß nach Göppingen: damit hättet Ihr nicht nur mir eine Riesen-Freude machen können, Leute. Nu ist es zu spät, jetzt kauf ich mir die Dinger bei Brawa. Aber 10 Jahre lang hättet Ihr mir regelmäßig Wagen verkaufen können, wenn Ihr nur gewollt hättet.

Märklin mit Bremserhaus

Der ältere Bremserhaus-Wagen erfordert gegenüber dem nicht-handgebremsten leider ein gerüttelt Maß an Mehraufwand. Das liegt an dem extrem mißratenen Fahrwerk. Die Maße stimmen zwar, aber die Achshalter sind, Verzeihung, der letzte Dreck: falsche Form, viel zu dick, da stimmt einfach nichts. Helfen tut da nur die Totalamputation.

Praktisch dabei ist, daß die Achsen hier nicht im Kunststoff der Achshalter, sondern in den dahinter verborgenen Blechstreifen gelagert sind. Die neuen Achshalter-Nachbildungen müssen also "nur" gut aussehen und sollten nicht von selbst abfallen; halten müssen sie nix. An meinem Wagen stammen sie von geschlachteten Piko-Fahrwerken; mehr dazu findet sich, vorgeführt am Märklin-Om 12, in unserer Kleinkram-Rubrik "Zwischendurch gepfuscht".

Sonst braucht das Fahrwerk nur noch neue Puffer statt der angespritzten Korbpuffer (außer bei Epoche-1-Modellen, da können die natürlich bleiben) und je nach Geschmack neue Tritte statt der etwas klobigen angespritzten. Die ebenfalls nicht gerade zierlichen Bremserhausaufstiege habe ich durch ein GFN-Teil ersetzt.

Am Wagenkasten ist wieder die obere Türlaufschiene umzufrokeln. Die eingesetzten Griffstangen an den Stirnseiten sollten durch dünnere aus Ms-Draht ersetzt werden. Die Eckgriffe sehen in Draht auch besser aus als angespritzt. Fehlen noch die Signalhalter, am Bremserhausende wahlweise auch gern die gekröpften von Weinert (No. 8263), um 180° verdreht, so daß die Signalaufnahme über dem Wagendach liegt.

Ob man das Bremserhaus in ein gekürztes umfrokeln mag, ist Geschmackssache; meins darf so bleiben, nur die Fenster habe ich mit Humbrol-Clearfix verglast.

Märklin mit zurückgebautem Bremserhaus

Diese für die Epoche 3 sehr typische G 10-Variante gab es bis jetzt m.W. nur bei Märklin. Umzufrokeln ist sie im Prinzip genauso wie der Bremserhauswagen. Allerdings reichen hier am ehemaligen Bremserhausende auch einfache Rangierertritte. Die Signalhalter gehören hier auch nicht mehr an die Dachkante, sondern wie bei Nichthandbremswagen ans obere Drittel der Ecksäulen. Wer mag, kann am Ex-Bremserhausende eine horizontale Griffstange über die ganze Wagenbreite anbringen, die es dem Rangierer erlaubt, den Rahmenvorsprung als Übergangsbühne zu nutzen (schreibt zumindest Bernhard Domin in [3], ein Vorbildfoto davon ist mir nicht bekannt).

Zu kaufen gab es diese Märklin-Modelle der (Ex-)Handbremswagen immerhin mal, im Gegensatz zum Nicht-Handbremswagen auch einzeln als DB Epoche 3. Momentan sind sie aber in keiner Version im Katalog. Seufz!

Das GFN-Modell

Kaum beachtet, uralt, aber gar nicht mal so schlecht ist das GFN-Modell des G 10. Zugegeben, direkt aus der Schachtel wirkt es furchtbar: allzu deutlich ist ihm anzusehen, daß es aus Fleischmanns unseliger 1:85-Epoche stammt. Zu breit, zu hoch: was sollen wir damit?

Naja: zu lang ist es immerhin schon mal nicht. Und die zu große Höhe versteckt sich nicht wie bei Roco (s.o.) im Wagenkasten, sondern zwischen Rahmen- und Wagenkastenunterkante. Bleibt der gute Millimeter, um den das Ding zu breit ist. Daran läßt sich mit vertretbarem Aufwand nichts ändern, aber m.E. fällt das auch nicht so doll ins Auge, daß einen das unbedingt stören muß.

Denn dafür entschädigt das Modell durch wunderbar zarte Bretterfugen (besser als bei Brawa!) und auch sonst tolle Gravuren, trotz Beweglichkeit ordentlich nachgebildete Schiebetüren (seht Ihr, Märklin: so macht man das!) und ein zumindest recht passables Fahrwerk.

Die Hauptarbeit ist also das Tieferlegen. Dazu sägt man nach dem Zerlegen die untere Türlaufschiene vom Fahrwerk ab, klebt sie an den Wagenkasten (Tür dabei nicht vergessen!) und lackiert sie braun. Da das Ballastgewicht mit der Nachbildung des Wagenbodens relativ zum Wagenkasten nach oben wandert, können die Türen auch gleich zugeklebt werden. Die beiden runden Säulen innen im Wagenkasten werden gekürzt oder ganz entfernt. Am Wagenkasten über den Pufferbohlen ist das "Fleisch" bis ungefähr zur untersten Bretterfuge wegzufeilen; danach werden Wagenkasten und Fahrwerk verklebt. Und schon paßt die Höhe, und man erkennt den Wagen kaum wieder.

Was zu tun bleibt, ist der übliche Kleinkram: angespritzte Signalhalterstummel und Eckgriffleisten abschneiden und dafür Messing anbauen. Da der Wagen an beiden Enden über recht schöne, wenn auch vielleicht etwas zu hoch angebrachte Stirntritte verfügt, bietet es sich an, ihn auch an beiden Enden mit Signalhaltern zu versehen. Die angedeuteten Nähte auf dem Dach sollte man glattschleifen, denn für ein Blechdach sind es ihrer eh zuwenige, und der Anguß in der Mitte sieht auch nicht gerade toll aus.

GFN mit Bremserhaus

Bis auf die zusätzliche Arbeit, die angespritzte Bremserhaus-Aufstiegs-Griffstange am Wagenkasten abzuschleifen und durch Ms-Draht zu ersetzen, gibt's hier nichts weiter zu ergänzen. Das Bremserhaus selber gefällt mir indes viel besser als das von Märklin. Und leichter in ein gekürztes umzufrokeln ist es ggf. auch, denn darunter ist das Wagendach lückenlos vorhanden, während es bei Märklin fürs Bremserhaus ausgeklinkt ist.

Das alte Roco-Modell

Roco hat Ende der 60er Jahre in seiner Einfachserie ein nicht nur für damals sehr ordentliches Modell eines von der ÖBB aufgearbeiteten und verstärkten Verbandsbauart-G-Wagens verwirklicht. Als solches ist das Modell nach wie vor konkurrenzlos; da es lange Zeit nix Besseres gab, hat man aber traditionell auch DB-Wagen daraus gefrokelt.

Das ist nun aber wirklich ein erheblicher Aufwand, den ich eigentlich nur aus hoffnungsloser nostalgischer Verklärtheit der Roco-Einfachserie gegenüber noch betrieben habe. Das Wegschaben und -schleifen der ÖBB-typischen Diagonalstreben ist nämlich eine Strafarbeit und weder mir noch Stefan Carstens, den Modellfotos in [1] nach zu schließen, jemals spurlos geglückt. Auf das Umbauen der liegend nachgebildeten Stirnsäulen habe ich, als ich mein Modell einst baute, leider verzichtet. Wer mag, kann noch das Blechdach glattschleifen, bei der DB waren so ausgerüstete Wagen nämlich recht selten.

Ansonsten sind wie gehabt sämliche Griffe und die Signalhalter, außerdem aber auch alle Tritte am Fahrwerk neu zu bauen. Auf das Anfertigen der (beim ÖBB-Wagen vorbildgerecht fehlenden!) diversen Knotenbleche habe ich allerdings verzichtet. Und last but not least müssen auch die weit abstehenden Bremsbacken entweder in die Radebene gelegt werden oder wie bei meinem Modell ersatzlos verschwinden.

Dann lassen wir ihn eben österreichisch!

Eher lohnt sich m.E. das Herrichten als ÖBB-Wagen. Dafür müssen am Wagenkasten die stirnseitigen Griffe und Tritte verschwinden (wo die ÖBB-Wagen ihre Signalhalter hatten, weiß ich nicht, aber oben an den Ecksäulen jedenfalls nicht), und es reichen auch zwei Rangierertritte und Eckgriffe diagonal gegenüberliegend jeweils rechts vorn. Bei ÖBB-Wagen sollte man das Blechdach unbedingt so lassen, für die war das nämlich typisch.

Glücklich, wer einen der alten Wagen mit ÖBB-Beschriftung ergattert hat. Da stimmt zwar leider die Farbe nicht (ÖBB-Wagen waren eher schokoladen- als rotbraun), aber mit etwas Vorsicht kann man um die Beschriftung herummalen. ÖBB-Beschriftungssätze kenne ich nämlich leider nicht, und auch ein Anfertigenlassen scheitert bisher am fehlenden, ziemlich typischen Zeichensatz. (Wer da mehr hat oder weiß als ich, der schreibe mir bitte!)

Wer mag, kann beim ÖBB-Wagen auch die Stirnwände noch erhöhen und ein Tonnendach aufsetzen. So umgebaute Wagen sollten eine mit 154 oder 155 beginnende Wagennummer bekommen (verstärkte Flachdachwagen, wie bei Roco korrekt gemacht, eine mit 160 bis 169 beginnende).

Umbau aus dem Piko-G 02-Modell

Es sei gleich vorweg gesagt: nein, weder ist der Umbau sonderlich trivial noch der fertige Wagen maßstäblich. Der Piko-G 02 ist nämlich, da er sich das Fahrwerk mit dem Om 04/12, dem G 20/90 und dem V 23 teilt, gut 2 mm zu kurz. Und ja: im direkten Vergleich mit einem anderen G 10- oder G 02-Modell sieht man das, wenn auch erst auf den zweiten Blick.

Der Piko-G 02 ist aber sonst für sein Alter (m.W. stammt er von 1959!) sehr gut gelungen, was den Umbau, egal ob als G 02 oder G 10, u.U. durchaus rechtfertigen kann. Für mich mache ich das zwar nicht mehr, trotzdem lasse ich diesen Abschnitt aber stehen für jene, die über ein paar fehlende Millimeter besser hinwegsehen können als ich.

Um einen G 10 aus dem Piko-Modell zu frokeln, müssen die Nachbildungen der Lade- und Lüftungsöffnungen verschwinden. Das geht am saubersten mit einem Fräser im Bohrständer, notfalls auch ohne Kreuztisch. Danach sind auf der rechten Seite die Bretterfugen nachzuritzen. Die neue Lüftungsöffnung entsteht aus treppenförmig übereinandergeklebten PS-Streifchen, die Ladeöffnung wird mit zwei dünnen PS-Quadratprofilen angedeutet.

Der Rest ist Routine: für Epoche 3 Stirnwandsäulen umbauen und Endfeldverstrebungen anbringen, für alle Epochen Tritte, Griffe und Signalhalter entfernen und neu einsetzen. Achja, ein bißchen tieferlegen sollte man den Wagen auch noch, Beschreibung s.o. beim GFN-Modell.

Das Fahrwerk der Wagen aus alter DDR-Fertigung ist so in Ordnung. Das Nachwende-Fahrwerk ist hingegen eine ziemlich grob geratene Nachbildung eines Austauschbaufahrwerks und hat unter Flachdachwagen nichts verloren. Am einfachsten tauscht man es mit irgendwelchen Om-Wagen (für Details siehe unsere Om-Wagen-Seite).

Piko mit zurückgebautem Bremserhaus

Wenn das getauschte Fahrwerk vom Om ein Roco-Fahrwerk ist, bietet es sich an, einen Ex-Handbremswagen zu bauen. Das Roco-Fahrwerk ist nämlich genau passend länger als der zu kurze Piko-Wagenkasten: asymmetrisch draufsetzen (und die Stirnsäulen am Wagenkasten passend nach außen versetzen), schon paßt das und lenkt durch seine Asymmetrie auch noch ein wenig von der fehlenden Länge ab.

Piko mit abweichenden Lade- und Lüftungsöffnungen

Wenn man schon die Lade- und Lüftungsöffnungen wegfräst und neubaut, kann man da auch gleich ein paar Vorbildvarianten verwirklichen, die man im Modell viel zu selten sieht. Zum einen sind das natürlich die modernen Lade- und Lüftungsöffnungen der DB, zu denen es hier ja schon seit Ewigkeiten eine eigene Seite gibt; zum anderen gab es aber auch G 10 mit je 2 Lade- und Lüftungsöffnungen pro Seite, nämlich Lüftungsöffnungen beidseits im Feld neben der Schiebetür und Ladeöffnungen links im mittleren, rechts im äußeren Feld. Der Mehraufwand gegenüber dem "normalen" G 10-Umbau ist bei beiden vernachlässigbar, der Effekt aber auf jeden Fall lohnend. Und natürlich kann man das bei Wagen anderer Hersteller analog genauso machen.

Zugaben

Ein Blick auf den GFN-G 02

Wenn man schon G 10 aus G 02 umfrokelt, warum dann nicht den wunderschönen neuen GFN-Wagen nehmen? Der ist schließlich maßhaltig und sehr viel besser graviert als der von Piko.

Schon recht, ist er, aber es gibt vier Gründe, die dagegen sprechen:

  1. hat der GFN-G 02 Fachwerk-Achshalter.
  2. sind beim G 02 die Kastenstützen anders angeordnet als beim G 10: das mittlere Seitenwandfeld ist deutlich kürzer als die anderen, was bei GFN korrekt nachgebildet ist; beim Piko-G 02 ist das nicht der Fall.
  3. hat der GFN-G 02 ohne Bremserhaus an einer Stirnseite Aufstiegstritte bis zum Dach und Signalhalter an der Dachkante, die für einen G 10 völlig falsch sind. Für G 02 hab ich davon zwar auch kein Vorbildfoto, wohl aber in [1] für Gw Magdeburg; ich bin geneigt, GFN zu glauben, daß es das auch bei G 02 anfangs gab.
  4. kostet der GFN-G 02 ein doch recht stattliches Sümmchen, was einen kompromißbehafteten Umbau in einen G 10 vollends sinnlos macht. Bei in nullter Näherung umsonst hinterhergeschmissenen Piko-Wagen rechnet sich das schon viel besser.

Stattdessen gönne man dem GFN-G 02 freistehende Griffstangen und Weinert-Signalhalter an der erwähnten Stirnseite und freue sich des Supermodells!

Und was ist mit Petau?

Paul Petau liefert seit kurzem das wohl definitive H0-Modell des G 10 aus: einen Messing-Ätzbausatz vom Feinsten, mit maßstäblichen Wandstärken an allen Profilen und so. Da kann ich mit meinen Frokeleien natürlich nicht gegen anstinken. Will ich aber auch gar nicht – Petau ist was für H0-Puristen, Finescaler und solche Leute.

Da ist ja auch nix gegen zu sagen; der Petau-G 10 sei ihnen von Herzen gegönnt. Allerdings kaufen selbst die ihre G 10 inzwischen, was man so hört, vorwiegend bei Brawa. Egal: vor meinem inneren Auge seh ich eben lange Schlangen von Flachdach-G-Wagen an einer Stückgutumladehalle von den Dimensionen eines Fußballfeldes stehen – und nicht einen (wenn auch perfekten) am Güterschuppen von Hölle.

Was mich allerdings nicht davon abhalten wird, vom Petau-G 10 das eine und das andere Bild zu schießen und hier einzustellen, wenn er mir beim Fremo:87 mal begegnet, ob nun in Hölle oder anderswo ;-)

In Vorbereitung: G 10-Versuchsumbau mit Tonnendach auf Roco-G 20-Basis

Aufmerksamen Lesern von [1] werden auf Seite 50 beim Gms 54 die G 10-Versuchsumbauten nicht entgangen sein. Interessant davon finde ich vor allem den unten links abgebildeten G 10  150 402, optisch eine Kreuzung aus G 10 und G 20.

Nun hat Roco einen zu langen G 20 (oder eher G 90), also einen Tonnendachwagen in G-10-Länge, im Programm. Das Einfachserien-Modell liegt sicher in so mancher Bastelkiste, so auch in der meinen. Rausgeklaubt und mit dem Foto verglichen: der Umbau ist nicht so fürchterlich dramatisch.

Die Schrägstreben beidseits der Tür müssen weg, Endfeldverstrebungen dran, Lade- und Lüftungsöffnungen müssen z.T. versetzt werden, das Dach braucht Blechdach-Sicken, und der übliche Kleinkram nebst Bremsbacken in Radebene setzen fällt an. Nichts, wovor man Angst haben müßte. Und sogar die G 10-untypisch hängende Schiebetür paßt. Nicht eben wenig Aufwand, aber man braucht ja auch nur einen davon, was soll's also?

Passiert ist hier noch nix davon, aber der Wagen zittert schon jedesmal, wenn ich nen Fräser einspanne ... ;-)

Fazit

Doch, Spaß macht's schon, G 10 umzufrokeln. Das erstemal. Das zweitemal auch noch. Beim dritten wird's dann schon etwas nerviger. Und vorm Zersägen meines vierten neuen Roco-G 10 hab ich mich denn auch erfolgreich lange genug gedrückt.

Wenn Vorbildstückzahlen (1954 gab's bei der DB noch über 35.000 Stück [4], 1960 noch 19.500 (was knapp 30% aller damals vorhandenen G-Wagen entspricht) und selbst 1968 noch fast 6.000 (oder knapp 10%) [5]) auch nur entfernt mit Modellverkaufszahlen zu tun haben, dann hat Brawa sich einen Evergreen und garantierten Umsatzgenerator geschaffen, und es sei ihnen gegönnt. Allen bereits konstruierten, verkauften und umgefrokelten G 10-Modellen zum Trotz: ein wirklich gutes solches war die größte Lücke im Modellgüterwagenangebot nach deutschen Vorbildern überhaupt. Die Maße von Märklin, die Gravuren von GFN und die Detaillierung sowie das Fahrwerk von Roco – das konnte doch nicht so schwer sein! War es aber offensichtlich, immerhin hat es einige Jahrzehnte länger gedauert als mir begreiflich zu machen gewesen wäre. Aber egal, nu isser ja da, und das Umfrokeln der anderen hier noch rumliegenden G 10 ist eine lockere Sache, keine lästige Pflichtübung. Danke, Brawa!

Literatur


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Zuletzt bearbeitet am 28. August 2009